Aktualisiert am 27. Januar 2023 von Ömer Bekar

Die Sonnenuhr war der älteste und wichtigste Zeitmesser vor der Erfindung der mechanischen Uhr und schon die Ägypter, die Griechen und die Römer griffen auf Sonnenuhren zurück, um einen Tag in kleinere Zeiteinheiten unterteilen zu können. Im 16. Jahrhundert erlebte der Bau von Sonnenuhren schließlich seine Blütezeit, wobei es hauptsächlich Kompassmacher waren, die Sonnenuhren bauten. Dies liegt daran, dass eine Sonnenuhr nur dann ein zuverlässiger Zeitmesser ist, wenn sie mithilfe eines Kompasses ausgerichtet wird. Seinerzeit waren Sonnenuhren aber auch deshalb unentbehrlich, weil sie ermöglichten, mechanische Uhren auf die richtige Uhrzeit einzustellen. Heute finden sich Sonnenuhren vor allem als dekorative Objekte in Gärten, an Hauswänden oder auf öffentlichen Plätzen. Die scheinbar simple Konstruktion ist jedoch in der praktischen Umsetzung gar nicht so einfach. Möchte der Hobbybastler nämlich eine Sonnenuhr selber bauen, die tatsächlich die richtige Zeit anzeigt und nicht nur ein Dekorationsobjekt ist, muss er dafür in erster Linie rechnen. Zudem gibt es letztlich keine allgemeingültige Bauanleitung für eine Sonnenuhr, denn jede Sonnenuhr muss auf ihren Einsatzort abgestimmt werden. Die folgende Bauanleitung versteht sich daher als grundlegende Bauanleitung, die die wichtigsten Informationen zur Sonnenuhr zusammenfasst und mit der der Hobbybastler eine dekorative Sonnenuhr bauen kann, die die Zeit annährend richtig darstellt.

Grundlegendes zur Sonnenuhr

Sonnenuhr BauanleitungBei einer Sonnenuhr ergibt sich die Zeit durch die Sonne und den Schatten, der auf die Uhr fällt. Dies ist möglich, weil sich die Erde an einem Tag einmal um sich selbst dreht und sich dadurch auch die Position der Sonne verändert. Durch diese Positionswechsel ändern sich auch die Länge und die Position des Schattens, der die Zeit auf der Sonnenuhr anzeigt. Da sich die Erde um 360° dreht, bewegt sich die Sonne pro Stunde um 15° weiter. Die Erdachse ist gegenüber der Bahn um die Sonne geneigt, was für die Sonnenuhr bedeutet, dass der Zeiger als Schattenwerfer parallel zur Erdachse geneigt sein muss. Damit die richtige Uhrzeit angezeigt wird, muss der Zeiger der Sonnenuhr in der Nord-Süd-Ebene liegen und gegenüber der Horizontalen in dem Winkel geneigt sein, der der geographischen Breite des jeweiligen Standortes entspricht. Um eine exakt funktionierende Sonnenuhr zu bauen, sind außerdem weitere Daten notwendig, denn es kommt ansonsten zu Abweichungen, die sich in Abhängigkeit vom Datum und daraus ergeben, wann die Sonne am jeweiligen Standort ihren höchsten Stand erreicht.

Bauanleitung für eine Sonnenuhr

Die Sonnenuhr in dieser Bauanleitung versteht sich weniger als exakter Zeitmesser, sondern in erster Linie als dekoratives Element. Daher wird nur mit ungefähren Werten gearbeitet, wobei die exakten Werte aus entsprechenden Tabellen von beispielsweise Sternwarten entnommen werden können.

 

Die Materialien

Für die Sonnenuhr werden eine Platte und ein Zeiger benötigt. Aus welchen Materialien die Sonnenuhr gebaut wird, bleibt dabei dem eigenen Geschmack überlassen. Für eine sehr einfache Variante reicht ein Stück Karton völlig aus, für eine dekorative Variante für den Außenbereich können eine Fliese oder eine Holz- oder Steinplatte als Grundplatte und beispielsweise ein Messingstab als Zeiger verwendet werden. Daneben ist auch ein Zeiger in Form eines auf der langen Seite aufrecht stehenden Dreiecks denkbar.

Als Hilfsmittel werden eine Bohrmaschine, ein Geodreieck oder ein Winkelmesser, ein Bleistift sowie ein Kompass benötigt. Außerdem kommen Dekorations- und Zierobjekte nach eigenem Wunsch und Geschmack zum Einsatz, beispielsweise Zahlen zum Aufkleben, Steine oder bunte Farben. Möglich ist daneben auch, die Uhrzeiten in eine Holzplatte zu fräsen oder in eine Steinplatte zu meißeln.

 

Das Zifferblatt

Zuerst wird jetzt das Zifferblatt angefertigt. Dazu werden die Längen- und der Breitengrad des Standortes benötigt. Diese Angaben finden sich beispielsweise auf Landkarten, wobei der Längengrad oben oder unten angegeben ist und in Deutschland zwischen 6° und 15° liegt. Der Breitengrad steht seitlich und liegt zwischen 47° und 55°.

Auf die Platte werden nun zuerst die Nord-Süd- und die Ost-West-Linie eingezeichnet. Diese Linien verlaufen gerade und müssen sich in der Mitte im rechten Winkel kreuzen. Anschließend wird der Versatz berechnet, der immer 15° minus den Längengrad beträgt. Liegt der Ort beispielsweise auf 12° östlicher Länge, ergibt sich ein Versatz von 3°. Mit diesem Versatz wird nun die Bezugslinie zur Ost-West-Linie eingezeichnet. Die Bezugslinie stellt die 6- und 18Uhr-Linie dar und ist gleichzeitig der Ausgangspunkt für alle weiteren Linien.

Sonnenuhr Bauzeichnung

Ausgehend von der Bezugslinie werden nun auch die übrigen Stundenlinien eingezeichnet. Die folgende Tabelle zeigt dabei ungefähre Mittelwerte an.

Uhrzeit (Winter / Sommer) Winkel zur Bezugslinie
5 / 6 -19
6 / 7 0
7 / 8 19
8 / 9 36
9 / 10 51
10 / 11 66
11 / 12 78
12 / 13 90
13 / 14 101
14 / 15 113
15 / 16 128
16 / 17 143
17 / 18 160
18 / 19 180
19 / 20 199
20 / 21 216

Der Zeiger

Jetzt wird der Zeiger montiert. Diese muss exakt auf der Nord-Süd-Linie liegen und in dem Winkel geneigt sein, der dem Breitengrad entspricht.

Sonnenuhr Zeiger

Das Ausrichten

Mithilfe eines Kompasses muss die Sonnenuhr nun in Nord-Süd-Richtung ausgerichtet werden. Anhand der Schattenlinien kann dann abgelesen werden, wie spät es ist.

Eine andere Methode, um die richtigen Positionen für die Uhrzeiten herauszufinden, besteht übrigens darin, die Schattenlinien anhand der Armbanduhr zu verfolgen und anzuzeichnen. Dies ist zwar eine sehr sichere, aber dafür auch recht umständliche Methode.

Thema: Sonnenuhr Bauanleitung