Leinwand selber bauen

Aktualisiert am 27. Januar 2023 von Ömer Bekar

Viele Bilder und Gemälde sind auf Leinwand gemalt. Diese Leinwände sind üblicherweise auf Keilrahmen aufgespannt. Aber auch wenn es um den Kinogenuss zu Hause geht, ist die Leinwand eine ideale Projektionsfläche. Für beide Fälle gibt es Leinwände in den verschiedensten Formaten und in unterschiedlichen Ausführungen fertig zu kaufen. Der handwerklich einigermaßen geschickte Maler oder Filmfreund kann sich seine Leinwand aber einfach und kostengünstig auch selber bauen. Hier eine Anleitung dazu!

Eine Leinwand selber bauen – ein paar Infos vorab

Die traditionellen Keilrahmen für Bilder und Gemälde bestehen aus einer einfachen Konstruktion aus vier Holzleisten. Dabei sind die vier Holzleisten nicht über eine zusätzliche Fixierung miteinander verbunden, sondern nur ineinandergeschoben. Halt und Stabilität bekommt der Keilrahmen dann durch die Bespannung mit dem textilen Gewebe.

Beim Selbstbau kann sich der Heimwerker die recht aufwändigen Fräs- und Schleifarbeiten, die für einen Keilrahmen in der traditionellen Bauart notwendig sind, aber sparen. Er kann seinen Keilrahmen nämlich genauso gut mit Metallwinkeln und Schrauben verbinden. Bei einem Keilrahmen in kleinem Format reicht es sogar aus, wenn die Leisten in den Ecken getackert werden.

Sehr wichtig ist aber, dass die verwendeten Holzleisten absolut gerade sind. Außerdem müssen die Leisten gut durchgetrocknet sein. Frische Leisten mit viel Restfeuchtigkeit würden sich im Laufe der Zeit nämlich verziehen. Beim Kauf der Holzleisten kann sich der Heimwerker auf seine Nase verlassen: Riechen die Leisten intensiv nach Holz, sind sie zu frisch für den Bau eines Keilrahmens. Der Heimwerker sollte zudem darauf achten, dass die Holzleisten möglichst keine Äste haben. An diesen Stellen ist der Harzanteil im Holz höher und wenn das Harz austritt, könnten auf der Leinwand gelbliche Flecken entstehen. Die Holzleisten selbst können aus Weichholz wie Fichte, Tanne oder Kiefer bestehen. Buche oder Teakholz sind ebenfalls geeignet. Die beste Wahl sind aber verleimte Rahmenhölzer. Diese Leisten sind praktisch verzugsfrei.

 

Eine Leinwand selber bauen – die benötigten Materialien

2 Holzleisten 200 x 5 x 3 cm
2 Holzleisten 110 x 5 x 3 cm
1 Holzleiste 100 x 5 x 2 cm
6 Flachwinkel 40 x 40 x 10 mm
mehrere Reststückchen Holz als Keile zum Nachspannen
Stoff 210 x 110 cm

Als weitere Werkzeuge und Hilfsmittel werden der Tacker samt Tackernadeln, Schleifpapier, die Fräse, der Akku-Schrauber und kleine Schrauben benötigt. Außerdem muss der Stoff grundiert werden. Dazu später mehr.

Unsere Leinwand ist mit einer Breite von 200 cm und einer Höhe von 110 cm recht groß. Wer die Leinwand nicht für ein Gemälde, sondern als Filmleinwand nutzen möchte, erhält so aber die notwendige Fläche für Filme im 16:9-Format. Selbstverständlich kann die Leinwand jedoch auch kleiner gebaut werden.

 

Eine Leinwand selber bauen – so wird’s gemacht

1. Schritt: die Leisten vorbereiten

Für den Keilrahmen werden die vier 3 cm starken Holzleisten auf Gehrung geschnitten. Wichtig beim Zuschnitt ist, dass die Leisten später in allen vier Ecken exakte rechte Winkel bilden. Die Schnittflächen werden anschließend mit Schleifpapier nachgearbeitet und geglättet.

Mit der Fräse werden an den Enden der Holzleisten außerdem kleine Schlitze eingearbeitet. Die Schlitze werden mittig in die Kanten eingefräst, die später in den inneren Ecken aufeinandertreffen. Sollte die Leinwand nachgespannt werden müssen, können in die Schlitze kleine Holzkeile eingebracht werden.

 

2. Schritt: den Rahmen montieren

Sind die Leisten vorbereitet, kann der Keilrahmen zusammengebaut werden. Dafür werden eine lange und eine kurze Leiste aneinandergelegt und so ausgerichtet, dass sie einen exakten rechten Winkel bilden. Anschließend werden diese beiden Holzleisten mit einem Flachwinkel miteinander verbunden. Um zu verhindern, dass das Holz reißt, sollten die Schraubenlöcher aber vorgebohrt werden. Sind die beiden ersten Holzleisten fixiert, kommt die nächste Leiste an die Reihe. Auch sie wird wieder im rechten Winkel ausgerichtet und mittels Flachwinkel befestigt. Das Ganze wird dann noch mit der vierten Holzleiste wiederholt.

Um dem Keilrahmen mehr Stabilität zu geben, wird mittig die 100 cm lange Holzleiste eingesetzt. Diese Leiste wird so montiert, dass sie auf der Rückseite bündig mit dem Keilrahmen abschließt. Auf der Vorderseite verbleibt ein kleiner Abstand.

Leinwand selber bauen - den Rahmen montieren

Bei einem kleineren Keilrahmen kann auf die Leiste als Mittelstrebe verzichtet werden. Auch die Flachwinkel sind nicht unbedingt nötig. Stattdessen können die Holzleisten mit Tackernadeln fixiert werden. Wem der Gehrungsschnitt zu kompliziert ist, der kann die Holzleisten auch stumpf zusammensetzen. In diesem Fall ist es aber besser, auf die Schlitze zu verzichten und in die Innenecken kleine Metallwinkel zu montieren. Dadurch ist sichergestellt, dass sich der Rahmen durch die Spannung der Leinwand nicht verdreht.

 

3. Schritt: den Rahmen mit Stoff bespannen

Damit aus dem Keilrahmen eine Leinwand wird, muss er nun mit Stoff bespannt werden. Echte Leinwand aus dem Künstlerbedarf ist dafür nicht unbedingt notwendig. Ein herkömmlicher Baumwollstoff erfüllt denselben Zweck. Wichtig ist nur, dass der Stoff aus Baumwolle oder Leinen besteht, denn sonst lässt er sich später nicht so gut grundieren. Dafür spielt die Farbe wiederum keine Rolle, denn nach dem Grundieren ist davon ohnehin nichts mehr zu sehen. Zudem sollte der Stoff recht fest und lieber etwas dicker sein.

Zum Bespannen wird der Stoff faltenfrei ausgebreitet, und zwar mit der Rückseite nach oben. Ist der Stoff zerknittert, sollte er glatt gebügelt werden. Dann wird der Keilrahmen aufgelegt und mittig ausgerichtet. Rundherum sollte der Stoff ungefähr 5 cm größer sein als der Keilrahmen. Der Stoff wird am Keilrahmen festgetackert und dabei über Kreuz aufgespannt. Das funktioniert so:

  • Als erstes wird der Stoff über die Holzleisten hinweg in Richtung Rahmenmitte umgeklappt. Der umgeklappte Stoff wird dann auf jeder Rahmenleiste mittig mit einer Tackernadel fixiert. Bei dieser provisorischen Bespannung wird der Stoff bereits gespannt, aber noch nicht stark gezogen.
  • Die eigentliche Bespannung beginnt auf einer der beiden kurzen Seiten. Hier wird der Stoff alle 3 cm mit einer Tackernadel auf der Holzleiste befestigt.
  • Ist die erste kurze Seite fertig, geht es auf der anderen kurzen Seite weiter. Der Stoff wird straff gespannt und ebenfalls alle 3 cm mit einer Tackernadel fixiert. Sollte der Stoff Wellen schlagen, wird die Tackernadel auf der gegenüberliegenden Seite gelöst und nach dem Spannen des Stoffes noch einmal neu eingebracht.
  • Nach den beiden kurzen Seiten wird der Stoff erst auf der ersten langen Seite und danach auf der zweiten langen Seite festgeklammert.
  • Nun fehlen noch die Ecken. Hier wird der Stoff zusammengenommen, flach zusammengedrückt und eingeklappt. Dadurch entstehen kleine Dreiecke. Diese Dreiecke werden mit zwei, drei Tackernadeln befestigt.

Generell gilt, dass der Stoff weder schlaff durchhängen noch Wellen schlagen darf. Gleichzeitig darf er aber auch nicht zu straff gespannt sein, denn sonst könnten sich die Holzleisten verziehen.

Leinwand selber bauen - den Rahmen mit Stoff bespannen

 

4. Schritt: die Leinwand streichen und den Rahmen nachspannen

Nun muss die Leinwand noch grundiert werden. Eine sehr gut geeignete Grundierungsfarbe ist Acrylfarbe, die eigentlich für das Streichen von Innenwänden gedacht ist. Auch eine hochwertige Fassadenfarbe kann prima für Grundierungen verwendet werden. Soll die Leinwand als Malgrund zum Einsatz kommen, bietet sich eine Grundierung in Weiß an. Dadurch erhalten die später aufgetragenen Farben eine optimale Fläche, die ihre Leuchtkraft und Farbbrillanz unterstützt.

Ist die Leinwand als Projektionsfläche für Filme gedacht, ist eine weiße Grundierung nicht optimal. Auf einer strahlend weißen Leinwand würden die Schwarzwerte eher als Dunkelgrau erscheinen. Deshalb sollte die Leinwand hier in einem sehr hellen, matten Grauton grundiert werden. Welcher Grauton optimal ist, hängt von der Wiedergabe des Beamers ab und kann letztlich nur durch Ausprobieren ermittelt werden.

Um die Leinwand zu grundieren, wird die Farbe mit einer Farbrolle aufgebracht. Ratsam dabei ist, eine nur dünne Schicht aufzubringen und lieber ein zweites oder sogar drittes Mal zu grundieren, falls die Deckung nicht ausreicht.

Es kann passieren, dass der aufgespannte Stoff im Laufe der Zeit an Spannung verliert. Manchmal reicht es dann schon aus, für ein paar Minuten ein feuchtes Tuch auf der Rückseite der Leinwand auszubreiten. Wenn die Leinwand wieder getrocknet ist, hat sich die Oberfläche möglicherweise glattgezogen. Andernfalls können kleine Holzkeile in die Schlitze in den Rahmenecken eingetrieben werden. Durch die Holzstückchen wird der Rahmen ein wenig auseinandergedrückt und durch den größeren Umfang ist automatisch auch der Stoff stärker gespannt.