Schalter Höhe behindertengerecht: Das sind die Normen

Aktualisiert am 27. Januar 2023 von Ömer Bekar

Infos zu Schalter Höhe behindertengerecht
Verschiedene Normen legen die Schalterhöhe in einem barrierefreien Umfeld fest.

Um ein Wohnumfeld zu schaffen, das möglichst lange ein selbstbestimmtes Leben in den vertrauten vier Wänden ermöglicht, müssen verschiedene Dinge zusammenspielen. Ein Punkt dabei ist auch die Elektroinstallation oder genauer deren Bedienelemente. Denn Steckdosen und Lichtschalter nützen wenig, wenn sie jemand kaum erreichen kann, der nicht mehr ganz so sicher auf den Beinen ist, schlecht sieht oder im Rollstuhl sitzt. Doch wann befinden sich Schalter auf einer Höhe, die behindertengerecht ist? Und worauf gilt es noch zu achten? Das und mehr erfahren Sie in diesem Beitrag.

Bewegungsflächen durch geschickt angeordnete Möbel, eine bodengleiche Dusche, unterfahrbare Schränke in der Küche, eine Rampe oder ausreichend breite Türen für einen sicheren Zugang: All das sind Maßnahmen, die beim barrierefreien Bauen eine Rolle spielen.

Doch auch vermeintliche Kleinigkeiten sind sehr wichtig, wenn es um Nutzbarkeit und Sicherheit geht. Ein Beispiel dafür sind Steckdosen und Lichtschalter. Befindet sich eine Steckdose sehr nah am Fußboden, kann sie ein Rollstuhlfahrer kaum erreichen. Ebenso wenig kann ein Bewohner mit körperlichen Einschränkungen einen Schalter nutzen, der irgendwo in einer engen und dunklen Ecke angeordnet ist.

Aus diesem Grund gibt es verschiedene Empfehlungen und Normen, die mit Blick auf das sogenannte Active Assisted Living definieren, in welcher Höhe und in welcher Form Schalter behindertengerecht installiert werden sollten.

Was verbirgt sich hinter “Active Assisted Living”?

Der englische Ausdruck Active Assisted Living oder kurz AAL wird auch hierzulande immer häufiger verwendet. Als Begriff steht AAL für verschiedene Konzepte, Systeme, Techniken, Produkte und Dienstleistungen, die alltagstaugliche Lösungen für ältere und gehandicapte Menschen bieten und dadurch ein selbstbestimmtes Leben ermöglichen. Dabei stehen vor allem Personen im Fokus, die

  • seh- oder hörbehindert sind.
  • motorische Einschränkungen haben.
  • Mobilitätshilfen brauchen oder im Rollstuhl sitzen.
  • klein- oder großwüchsig sind.
  • in ihrer geistigen Leistungsfähigkeit eingeschränkt sind.

Die Techniken bei AAL richten sich auf den Menschen aus, orientieren sich an seinen Bedürfnissen und fügen sich unmittelbar in sein Lebensumfeld ein.

Typische Beispiele für solche Assistenzsysteme finden sich in Bereichen, in denen es um die Sicherheit und die Energieeffizienz geht. Dazu gehört etwa, dass sich der Herd automatisch abschaltet, wenn er längere Zeit nicht genutzt wird. Eine Steuerung, die die Raumtemperatur automatisch an die Gewohnheiten des Nutzers anpasst, oder Rollläden, die sich bei Tagesanbruch von alleine öffnen, sind weitere Beispiele für Anwendungen.

Auch die Möglichkeit, die Heizung, das Licht und die Elektrogeräte beim Verlassen der Wohnung über einen Schalter auszuschalten, hilft dabei, das Leben in der eigenen Wohnung einfacher und sicherer zu machen. Gleiches gilt für moderne Kommunikationssysteme an der Eingangstür oder Rauchmelder und Notrufsysteme.

Welche Normen befassen sich mit der Elektroinstallation?

Eine moderne und intelligent geplante Elektroinstallation erleichtert nicht nur Bewohnern mit Handicap oder im fortgeschrittenen Alter den Alltag enorm. Vielmehr entlastet sie auch Pflegekräfte und pflegende Verwandte. Ebenso profitieren in einem Mietobjekt der Vermieter, der Hausmeister und die Nachbarn. Denn die Konzepte rund um AAL nutzen die Energie effizienter und senken sowohl die Betriebs- als auch die Wartungskosten.

Doch damit die gewünschten Ziele erreicht werden, muss das Elektro-System sicher und störungsfrei funktionieren. Deshalb gibt es verschiedene Regeln und Normen, die die Anforderungen definieren. Mit Blick auf die Elektroinstallation und die Ausführung von Steckdosen, Schaltern und anderen elektronischen Bedienungsvorrichtungen sind vor allem folgende Richtlinien von Bedeutung:

  • VDI/VDE 06008 Blatt 3: Barrierefreie Lebensräume – Möglichkeiten der Elektrotechnik und Gebäudeautomation
  • RAL-RG 678: Elektrische Anlagen in Wohngebäuden
  • DIN 18040: Barrierefreies Bauen: Planungsgrundlagen – Teil 2: Wohnungen
  • VDE-AR-E 2757–3: Service Wohnen zu Hause, Kriterien für die Auswahl und Installation von AAL-Komponenten
  • VDE-AR-E 2757–8: Technikunterstütztes Leben – Active Assisted Living (AAL) – Prozessunterstützung zur technischen Realisierung von Assistenzsystemen in Wohnungen und Wohngebäuden

Wenn Sie einen Neubau planen, ist es ratsam, Elektro-Rohre zu verlegen. Auf diese Weise können Sie später die vorhandene Installation flexibel verändern, erweitern oder zusätzliche Komponenten installieren. Eine ausführliche Broschüre mit vielen Infos und hilfreichen Tipps zu diesem Thema können Sie sich auf der Internetseite der Initiative ELEKTRO+ herunterladen.

Wann ist die Höhe der Schalter und Steckdosen behindertengerecht?

Grafik zu Schalter Höhe behindertengerechtZunächst einmal ist wichtig, dass genug Steckdosen und Schalter vorhanden sind. Vor allem in der Nähe von Fenstern, Türen und Treppen können Sie so bei Bedarf ohne großen Aufwand zum Beispiel elektrische Rollläden, einen Türöffner mit Kamera oder einen Treppenlift einbauen.

Auch in der Küche und im Badezimmer sorgen Anschlüsse dafür, dass Sie die Möbel und Einrichtungsgegenstände mit einer Vorrichtung ausstatten können, durch die diese nach oben und unten gefahren werden können.

Neben der Anzahl spielt aber auch die Anordnung eine entscheidende Rolle. Und damit die Höhe und Position der Schalter und Steckdosen behindertengerecht ist, gelten folgende Richtlinien:

  • Steckdosen sollten in einer Höhe von 40 cm über dem Fußboden angeordnet sein. Dadurch können auch Rollstuhlfahrer die Steckdosen problemlos erreichen.
  • Schalter sollten sich auf 85 cm Höhe über dem Fußboden befinden.
  • Umfasst ein Element mehrere Schalter oder Taster, ist eine Bedienhöhe zwischen 85 und 105 cm möglich.
  • Ein seitlicher Abstand zur Wand von mindestens 50 cm stellt sicher, dass Rollstuhlfahrer und Nutzer von Gehhilfen die Anschlüsse bequem betätigen können.

Was ist außer der Höhe noch wichtig, damit die Schalter behindertengerecht sind?

Damit nicht nur die Steckdosen- und Schalter-Höhe behindertengerecht ist, sondern auch die Bedienelemente selbst barrierefrei genutzt werden können, müssen sie deutlich erkennbar sein. Das gelingt, wenn Sie für einen deutlichen Kontrast zwischen den Schaltern und der Wandfarbe sorgen oder beleuchtete Schalter wählen.

Hilfreich sind außerdem Schalter mit großen Flächen. Denn sie lassen sich auch dann bequem bedienen, wenn die Sehkraft nachlässt oder die Feinmotorik eingeschränkt ist.

Steckdosen mit einem Rand, der hervorsteht, sind ebenfalls sinnvoll. Die Umrandung macht es leichter, die Steckdose zu finden und einen Stecker hineinzustecken. Ein erhöhter Berührungsschutz wiederum kann Verletzungen vermeiden. Verschiedene Hersteller bieten solche Steckdosen als sogenannte Kinderschutz-Steckdosen an.

Für die Montage selbst gilt, dass höchstens drei Elemente miteinander kombiniert werden sollten. Denn wenn mehr als drei Lichtschalter und Steckdosen an einer Stelle zusammenkommen, fällt es vielen Bewohnern schwer, den Überblick zu bewahren, welcher Schalter was steuert.

Praktisch und bequem sind Bewegungsmelder. Dadurch müssen Sie erst gar nicht nach dem Schalter suchen. In kritischen Bereichen, zu denen beispielsweise Sanitärräume oder der Flur gehören, kann das die Sicherheit deutlich erhöhen und Stürze verhindern.

Sie können vorhandene Lichtschalter aber auch durch Schalter mit einer Fernsteuerung per Funk ersetzen. So können Sie das Licht und andere Geräte über eine Fernbedienung steuern. Ansonsten fahren Sie mit herkömmlichen Tastschaltern am Besten.

Möchten Sie Wippschalter installieren, sollten Sie sich in einem barrierefreien Umfeld für ein Modell entscheiden, das durch Licht oder Vibration den durchgeführten Schaltvorgang signalisiert. Weil so zwei Sinne angesprochen werden, sinkt die Gefahr, dass der Bewohner aus Versehen etwas anschaltet. Schalter mit einem Knauf zum Drehen sollten Sie möglichst vermeiden.