Aktualisiert am 27. Januar 2023 von Ömer Bekar

Grundsätzlich handelt es sich bei einem Fertighaus um ein Haus, das aus industriell vorgefertigten Bauteilen besteht, die als solche an die Baustelle geliefert und dort zum fertigen Haus zusammengesetzt werden. Dabei haben Fertighäuser eine deutliche Veränderung hinter sich. Während Fertighäuser in den 1970er-Jahren Häuser waren, bei denen die Billigbauweise ganz klar im Vordergrund stand, haben sich heutige, moderne Fertighäuser zu einer echten Alternative entwickelt, deren Marktanteil mittlerweile bei rund 20 Prozent liegt. Rein optisch sind aktuelle Fertighäuser nicht von klassisch gemauerten Häusern zu unterscheiden, zudem bieten Fertighäuser einige Vorteile. Hierzu gehört vor allem die sehr viel kürzere Bauzeit, genauso jedoch auch die meist hohe Wertigkeit, die eine energiesparende Bauweise ermöglicht. Hinzu kommt, dass die Räume oft besser genutzt werden können, weil sie einerseits dünnere Wände haben als Massivhäuser, gleichzeitig jedoch mit einer gleichwertigen oder sogar besseren Wärmedämmung ausgestattet sind.

Der Ablauf eines Bauvorhabens

Der Bau eines Fertighauses gliedert sich im Wesentlichen in vier Schritte.

1. Die Bauplanung. Hinsichtlich der Bauplanung kann sich der Bauherr an einen Architekten oder unmittelbar an einen Hersteller von Fertighäusern werden. Arbeitet der Bauherr mit einem Architekten zusammen, erstellt dieser einen Entwurf für das Fertighaus unter Berücksichtigung der individuellen Wünsche des Bauherren und seines Budgets. Zudem kann vereinbart werden, dass der Architekt das Bauvorhaben bis zum Abschluss begleitet und den Bauablauf kontrolliert. Allerdings verursacht die Zusammenarbeit mit einem Architekten Kosten, die der Bauherr einsparen kann, wenn er sich unmittelbar an einen Fertighausbauer wendet. Üblicherweise arbeiten Fertighausbauer mit Katalogen und Musterhäusern, die der Bauherr anschauen und aus denen er sein Fertighaus auswählen kann. Einige Hersteller bieten dabei eine Art Baukastensystem an, was bedeutet, dass der Bauherr sein Fertighaus aus verschiedenen Komponenten zusammenstellen kann.

Fertighaus Bauanleitung2. Die Bemusterung. Bevor die Produktion des Fertighauses beginnt, findet eine sogenannte Bemusterung statt. Hierzu treffen sich Bauherr und Hersteller und legen alle die Details fest, die für den weiteren Bauablauf von Bedeutung sind. Hierzu gehören beispielsweise die Innenausstattung, die Gestaltung der Fassade, die Bedeckung und Farbe des Daches, die Fenster und die Türen, die Haustechnik oder der Umfang des Innenausbaus. Im Zuge der Bemusterung wird somit endgültig festgelegt, wie das Fertighaus später aussehen und ausgestattet sein soll. Nachträgliche Änderungen sind dann nur noch bedingt möglich und grundsätzlich mit Zusatzkosten verbunden.

3. Die Bauvorbereitung. Während der Hersteller die Bauteile des Fertighauses vorfertigt, bereitet der Bauherr das Grundstück entsprechend vor. Dazu wird dann entweder ein Keller gebaut oder es wird eine entsprechende Bodenplatte gegossen. Zudem holt der Bauherr alle notwendigen Baugenehmigungen ein, sofern diese noch nicht vorliegen.

4. Der Bau. Die vorgefertigten Bauteile werden anschließend auf die Baustelle geliefert und zum Fertighaus zusammengefügt. Die Bauzeit hängt dabei von dem Bauvorhaben selbst ab. Während es Fertighäuser gibt, die bereits in wenigen Tagen fertig gestellt sind, kann der Bau von anspruchsvollen und komplexen Bauvorhaben auch mehrere Wochen andauern.

Wie die Errichtung eines Fertighauses abläuft, zeigt beispielsweise dieses Video

Die Varianten von Fertighäusern

Fertighäuser können in mehreren Varianten erworben werden. Die drei wichtigsten Varianten dabei sind das Ausbauhaus, das Bausatzhaus und das schlüsselfertige Haus.

Das Ausbauhaus

Bei einem Ausbauhaus, das auch als Mitbauhaus bezeichnet wird, erwirbt der Bauherr ein Fertighaus, bei dem er den Innenausbau in Eigenregie durchführt. Generell gibt es keine Vorschriften, welche Leistungen bei einem Ausbauhaus erbracht werden müssen, so dass der Hersteller hier einen gewissen Gestaltungsrahmen hat. In aller Regel beinhalten die Leistungen des Herstellers bei einem Ausbauhaus jedoch den Bau des Fertighauses inklusive Wänden, Dach, Außenputz, Türen und Fenstern. Die weiteren Leistungen hängen dann von der gewählten Ausbaustufe ab. So kann ein Ausbauhaus beispielsweise mit oder ohne Elektro- oder Sanitärinstallationen, mit bereits wärmegedämmten Dach oder mit eingebrachtem Estrich erworben werden. Für alle weiteren Arbeitsschritte kann der Bauherr auf sogenannte Ausbaupakete zurückgreifen. Diese beinhalten alle die Materialien in der Menge, die für den jeweiligen Bauabschnitt notwendig sind. Anhand der entsprechenden Bauanleitung kann der Bauherr dann bestimmte Arbeiten in seinem Fertighaus selber machen, beispielsweise indem er die Dämmmaterialien in seinem Fertighaus in Eigenregie einbringt. Wichtig zu wissen dabei ist aber, dass der Bauherr für Schäden und Mängel im Zusammenhang mit seinem Selbstbau auch selbst haftet.

Das Bausatzhaus

Das Bausatzhaus ist ein Fertighaus, das auch als Selbstbauhaus oder Rohbauhaus angeboten wird. Der Hersteller liefert dabei alle die Bauelemente an, die für den Rohbau des Hauses benötigt werden. Der Bauherr übernimmt dann seinerseits die Montage. Anhand der Bauanleitung kann der Bauherr bei einem Bausatzhaus also tatsächlich sein Fertighaus selbst bauen. Dabei stehen für das Fertighaus im Eigenbau mehrere Varianten zur Auswahl.

1.) Bei einem Wohnblockhaus werden Holzbohlen, die bereits zugesägt und nummeriert sind, ähnlich wie ein Puzzle an- und aufeinandergesetzt. Die Lieferung beinhaltet dabei alles, was für den Rohbau des Fertighauses notwendig ist, neben den Holzbohlen also auch beispielsweise Leisten, Beschläge und Schrauben. 2.) Wird das Fertighaus mit Holzspandämmsteinen gebaut, werden Steine verarbeitet, die innen hohl und außen mit Holzspänen umhüllt sind. Die Steine sind sehr leicht und können mit einer einfachen Säge zugeschnitten werden. Die ersten Steine werden in eine Schicht aus Mörtel, alle anderen Steine werden trocken aufeinander gesetzt. Die Hohlräume in den fertigen Wänden werden dann mit Beton ausgefüllt. 3.) Daneben kann der Bauherr sein Fertighaus bauen, indem er auf die Mantelbetonbauweise zurückgreift. Hierbei kommen Steine zum Einsatz, die aus Styropor oder Neopor bestehen und mit Noppen und Nuten versehen sind. Die Steine werden dann wie die Holzspanndämmsteine aufeinandergesetzt und anschließend mit Beton ausgefüllt. Der Styropor dient dabei als Schalung und Dämmung zugleich. 4.) Möchte der Bauherr sein Fertighaus im Massivbau bauen, kann er sich ebenfalls an einen Fertighaushersteller wenden. Dieser liefert dann alle Materialien, die für das Fertighaus im Selbstbau erforderlich sind, angefangen bei den Steinen, Porenbeton oder Porotonziegeln über Zement und Mörtel bis hin zur Fassadenfarbe. 5.) Bei Fertighäusern, die in der Holzrahmenbauweise oder aus Blähtonelementen gebaut werden, werden alle Außen- und Innenwandelemente, die Decken und der Dachstuhl an die Baustelle geliefert. Diese Teile können aufgrund der Größe und des Gewichts jedoch nur mittels Kran bewegt und positioniert werden, zudem sollte das Zusammenfügen unter fachmännischer Aufsicht erfolgen. Insofern kann der Bauherr hier nur bedingt sein Fertighaus selber bauen.

Das schlüsselfertige Haus

Bei einem solchen Fertighaus kauft der Bauherr ein Haus, bei dem der Anbieter sowohl den Aufbau als auch den gesamten Ausbau durchführt. Generell ist die Bezeichnung schlüsselfertig jedoch nicht geschützt, so dass die Leistungen der einzelnen Anbieter unterschiedlich ausfallen können.

Thema: Fertighaus Bauanleitung